Einleitung

Bis vor wenigen Jahren galt das Leitsymptom Sodbrennen als harmlose Befindlichkeitsstoerung und nicht als Ausdurck einer Erkrankung.
Heute weiss man, dass das Refluxoesophagitis-Folgekarzinom der Tumor mit der hoechsten Zuwachsrate ist.
Die Praevalenz der Reflux-Krankheit hat sich in den letzten 30 Jahren verzehnfacht. In diesem Zeitraum hat sich das Geschlechterverhaeltnis der Betroffenen vollkommen ausgeglichen, waehrend frueher in einem Verhaeltnis von 4 : 1 vor allem Maenner die Betroffenen waren.

Heute gehoert die Reflux-Krankheit zu den haeufigsten Erkrankungen ueberhaupt. Zwischen 18% und 40% der Bevoelkerung in Mittel- und Nordeuropa leiden an Refluxbeschwerden.

Dem Krankheitsbild der refluxassoziierten Atemwegserkrankungen und damit auch den Manifestationen im HNO-Bereich wird bisweilen noch zu wenig Beachtung geschenkt.
Laryngopharyngealer Reflux (LPR) begleitet von Aspiration kann durch den direkten Kontakt von Mageninhalt mit der laryngealen und pharyngealen Schleimhaut zu folgenden pathologischen Veraenderungen fuehren:
Laryngitis, chronische Heiserkeit, chronischer Hustenreiz, Larynxgranulome, Pharyngitis, rezidivierende Pneumonien, Asthma, naechtliche Erstickungsanfaelle und Zahnerkrankungen.

Da sich viele Patienten nicht darueber im Klaren sind, dass die Ursache ihrer verschiedenen medizinischen Probleme ein laryngopharyngealer Reflux (LPR) ist, werden sie haeufig bei Kardiologen, Pulmonologen und Hausaerzten vorstellig.

Die typischen Symptome eines Patienten mit einem okkulten laryngopharyngealen Reflux (LPR) sind:
trockener oder rauher Hals,
Globusgefuehl,
Heiserkeit,
chronischer Husten und
Dysphagie.
Bei der hals-nasen-ohrenaerztlichen Spiegeluntersuchung finden sich jedoch kaum pathologische Veraenderungen im oberen Aerodigestivtrakt und die okkulte Refluxkrankheit wird nicht primaer diagnostiziert.

Haeufig werden diese Patienten als nicht allergische Rhinitis mit ”post nasal drip”, nicht spezifische rhinopharyngitis oder rezidivierende Sinusitis diagnostiziert und unzureichend therapiert.

Prof. Dr. med. Wolfgang Issing
The Freeman Hospital
Newcastle upon Tyne
NE7 7DN
United Kingdom