Die Wirksamkeit von topischen Kortikosteroiden ist umstritten. Heilmann et al. 2004 [1] sahen keine signifikante Beschwerdebesserung bei der Gabe von Mometason-Nasenspray 1× täglich, 2 Sprühstöße pro Nasenöffnung mit der Applikation von rund 0,1 mg pro Seite. Die Patienten saßen aufrecht, den Kopf etwas nach vorne geneigt. Die Dauer der Behandlung lag bei 13 Monaten. Kontrolluntersuchungen fanden innerhalb eines Jahres statt. Ikeda et al. 1995 [2] sahen ebenfalls keinen signifikanten Effekt mit 0,1 % Betamethason oder Beclomethason-Aerosol 400 mg täglich.
Dies könnte darin begründet sein, dass Patienten selbst die lokale Dosis applizieren und je nach Anwendung unklar bleibt, wieviel des Stoffes die Riechrezeptorzellen erreicht. Zudem besteht die Gefahr, dass die Aerosole des topischen Nasensprays nicht die Riechrezeptorzellen erreichen, sondern aufgrund des Atemstroms am vorderen Ansatz der unteren Nasenmuschel hängen bleiben. Daher könnte die Mekka-Stellung bei der Anwendung topischer Kortikosteroide Abhilfe schaffen und die Aerosole des Sprays eher an die Riechrezeptorzellen leiten. Mott et al. 1997 [3] führten eine achtwöchige topische Kortikosteroidgabe bei 39 Patienten in Mekka-Stellung durch, wobei 26 Patienten von einer subjektiven Verbesserung des Riechvermögens berichteten.
Abbildung: Mekka-Stellung
In einem Interview von Professor Karl-Bernd Hüttenbrink [5] vom 14.04.2004 berichtete dieser über die Möglichkeit, Cortison in kleinen Mengen durch gezielte Einlage von Plättchen direkt auf das Riechepithel zu plazieren; Ergebnisse hierzu stehen noch aus.
Aufgrund der Nebenwirkungen systemischer Kortikosteroide macht eine Langzeitapplikation wenig Sinn. Blomqvist et al. 2003 [4] untersuchten daher in einer randomisierten, doppelblind- und placebokontrollierten Studie den Effekt von topischen Kortikosteroiden als Nachbehandlung nach einer wirksamen zehntägigen Kombinations-Induktions-Therapie von systemischen und topischen Kortikosteroiden. Die Patienten wurden nach 2 und 6 Monaten untersucht. 20 Patienten erhielten Flixonase (50 µg pro Sprühstoß, 2 Sprühstöße pro Nasenöffnung täglich), 10 Patienten Placebo (gleiches Grundgemisch wie Flixonase, jedoch ohne Fluticason-Propionat), und 10 Patienten erhielten als Kontrollgruppe kein Nasenspray. Die Entwicklung des Riechvermögens der Patienten in der Kontrollgruppe war signifikant schlechter als in der Gruppe mit Flixonase. Allerdings konnten Blomqvist et al. 2003 [4] keinen Unterschied zwischen der Gruppe mit Flixonase und Placebo feststellen.
Fazit: Aufgrund der oben genannten Ergebnisse empfehlen Blomqvist et al. 2003 [4] nach einer Therapieinduktion mit oralen Kortikosteroiden die weitere Gabe von topischen Kortikosteroiden auf längere Sicht, wenn eine entzündliche Genese bei der HNO-Spiegelung / Endoskopie offensichtlich ist, oder wenn der Allergietest positiv ist. Aufgrund seiner Ergebnisse könnte für alle anderen Patienten eine Gabe von nicht kortisonhaltigem Nasenspray im Sinne einer Nasenreinigung hilfreich sein. Es wäre empfehlenswert, den Effekt des Nasensprays durch Mekka-Stellung beim Applizieren zu steigern.
[1] Heilmann S, Huettenbrink KB, Hummel T. Local and systemic administration of corticosteroids in the treatment of olfactory loss. Am J Rhinol. 2004 Jan-Feb;18(1):29-33.
[2] Ikeda K, Sakurada T, Suzaki Y, Takasaka T. Efficacy of systemic corticosteroid treatment for anosmia with nasal and paranasal sinus disease. Rhinology. 1995 Sep;33(3):162-5.
[3] Mott AE, Cain WS, Lafreniere D, Leonard G, Gent JF, Frank ME. Topical corticosteroid treatment of anosmia associated with nasal and sinus disease. Arch Otolaryngol Head Neck Surg. 1997 Apr;123(4):367-72.
[4] Blomqvist EH, Lundblad L, Bergstedt H, Stjarne P. Placebo-controlled, randomized, double-blind study evaluating the efficacy of fluticasone propionate nasal spray for the treatment of patients with hyposmia/anosmia. Acta Otolaryngol. 2003 Sep;123(7):862-8.
[5] Smiljanic M: Wenn es mit Riechen und Schmecken hapert. Rundfunkinterview mit Prof. Karl-Bernd Hüttenbrink im Deutschlandfunk, 14.04.2004.